top of page

Zucht

Viele Papageienpaar-Besitzer spielen sicher auch mal mit dem Gedanken Nachwuchs mit den eigenen Tieren zu ziehen. Wenn man ein harmonisierendes Papageienpaar hat, kann es natürlich auch passieren, dass das Liebespaar gern Nachwuchs haben möchte.

Wichtig ist zunächst in jedem Fall, dass darauf geachtet wird, dass das Paar wirklich blutsfremd ist, also nicht nah verwand ist, wie z.B. Geschwister, um Inzucht zu vermeiden.

 

Auch rechtlich sind einige wichtige Dinge zu beachten.

Rechtlich hat sich seit 2012 einiges bezüglich der bisher nötigen Zuchtgenehmigung und der Beringungspflicht von Sittichen und Papageien getan.

Für viele Sittiche, die nicht unter den Artenschutz fallen (Wellensittiche, Nympensittiche usw.), besteht z.B. keine Beringungspflicht. Empfehlenswert ist das Beringen und private dokumentieren solcher Arten aber sicher auch trotzdem, damit man das Alter und die Abstammung im eigenen Bestand nachvollziehen kann, auch um Inzucht bei der Paarzusammenstellung zu vermeiden.

 

Artgeschützte Arten müssen auf jeden Fall aus artenschutzrechtlichen Gründen nach wie vor mit Ring, Chip oder Dokumentation (Pedigramm oder Kraniogramm) gekennzeichnet werden, um die Identität des Tieres, den legalen Besitz und Nachzucht nachweisen zu können.

Pedigramm und  Kraniogramm dienen der Identifikation über natürliche Merkmale. Diese beiden Kennzeichnungsformen werden aber eher in Ausnahmen angewandt.

Als Pedigramm bezeichnet man die Dokumentation des Schuppenmusters des Zehenrückens per Foto.

Ein Kraniogramm ist eine seitliche Fotoaufnahme des Kopfes eines Papageiens.

Beides sollte möglichst mit weiteren Merkmalen dokumentiert werden, wie z.B. Größe, Alter, Schädel-/Schnabelumfang sowie die Unterarm- oder Unterschenkellänge bei erwachsenen Tiere, sowie andere unverkennbare Merkmale.

 

Es dürfen auch weiterhin nur gekennzeichnete Tiere an spätere Halter abgegeben werden. Zur Dokumentation der Nachzucht müssen die Elterntiere mit Nachwuchs weiterhin zuchtbuchlich geführt werden.

 

Die neusten Bestimmungen zur Zucht von Papageien und Sittichen hat der BNA in einer PDF-Datei zum besseren Verständnis genauer erörtert und  veröffentlicht. Klickt bitte  hier  um direkt dorthin zu gelangen und die genauen Einzelheiten von offizieller Seite zu im Detail nachzulesen.

 

Man muss sich natürlich über die genaueren Einzelheiten der jeweiligen Art separat informieren, da die Nistkastengröße, Eizahl, Brutdauer usw. naturlich von Art zu Art abweichen, daher habe ich hier nur grobe Infos zusammengefasst.

Unterbringung des Zuchtpaares:

 

Das Zuchtpaar sollte möglichst separat untergebracht werden, damit es die nötige Ruhe zur Brut und Aufzucht der Jungen hat. Andere Vögel würden dabei nur stören.

In die Voliere wird neben dem üblichen Mobiliar zusätzlich auch ein Nistkasten angebracht. Noch vorteilhafter ist es, wenn man zwei verschiedene Nistkästen anbietet. So kann sich das Paar in Ruhe den Kasten aussuchen, der ihnen von der Form und auch von der Lage her gefällt. Als Nistmaterial gibt man etwas Sägespäne, Buchenholzgranulat oder gehäckselte Hanfeinstreu in den Kasten.

In vielen Fällen hat es sich bewährt, ein paar dünne ungiftige Zweige mit in den Kasten zu geben, die von der Henne gern zerschreddert werden und dann als zusätzliche Nestauspolsterung dienen.

 

Je nach Nistkasten und Abstand des Einschlupfloches vom Kastenboden aus empfielt es sich an der Innenwand unter den Einschlupfloch zusätzlich ein Streifen Volierendraht oder ein paar Querleisten aus Hartholz als Klettehilfe zu befestigen, damit der Ein- und Ausstieg etwas erleichtert wird.

Hat sich das Paar für einen Nistkasten entschieden, so sollte man den anderen Kasten besser wieder entfernen, damit er nicht ablenkt.

Die Brut und Jungenaufzucht:

 

Bereits im Vorfeld des eigentlichen Brutgeschehens sollte man besonders auf vitaminreiche Kost wie Obst, Gemüse und Wildkräutern, sowie ausreichende Mineralstoffversorgung (hier besonders Kalzium) achten, da die Henne schon in der Phase der Eibildung einen erhöhten Bedarf hat. Darüberhinaus sollten nur gut konditionierte Tiere zur Zucht verwendet werden, was durch besonders gute Ernährung schon viele Wochen vor der eigentlichen Zucht gewährleistet werden kann.

 

Auch Keimfutter ist ein gutes Mittel zur Stärkung der Henne und sollte ruhig schon vor der eigentlichen Brut angeboten werden.

Der eigentliche Brutverlauf beim Graupapagei beginnt z.B. damit, dass die Henne im Abstand ca. 2 Tagen ca. 2 - 4 Eier in der Nisthöhle ablegt. Meist beginnt die Henne nach Ablage des zweiten Eies mit der Brut, wobei es vom Männchen in dieser Zeit größtenteils mit Futter versorgt und vor der Bruthöhle von ihm bewacht wird. Die Henne verlässt in dieser Zeit nur 1-2 mal am Tag den Nistkasten, um zu trinken und um Kot abzusetzen. Oft wird mit fortschreitender Brut gebadet, damit die richtige Luftfeuchtigkeit zum Schlupf der Eier im Nistkasten gegeben ist.

Bei den meisten Papageienarten brütet nur die Henne, nur bei den Kakadus und Nymphensittichen wechseln sich Hahn und Henne bei der Brut ab. Schon kurz vor dem Schlupf kommunizieren die Eltern mit ihren Küken im Ei. Dadurch wird schon die erste soziale Bindung geknüpft. Man kann auch kurz vor dem Schlupf die Küken in den Eiern piepsen hören. Beim Schlupf hilft die Henne den Küken nicht selten aus dem Ei, welche nacheinander in Abständen von ca. 1-2 Tagen schlüpfen.

Bereits wenige Stunden nach dem Schlüpfen werden die Küken von der Henne mit der so genannten Kropfmilch gefüttert. Diese Kropfmilch enthält spezielle Enzyme und Abwehrstoffe, wodurch die Verdauung unterstützt wird und die Küken ein stabiles Immunsystem entwickeln können. Später hilft auch das Männchen bei der Fütterung der Jungen. In der ersten Zeit ist fast immer ein Elternteil in der Bruthöhle, um die Jungen zu hudern (wärmen).

Nachdem die ersten Federn gewachsen sind, helfen die Eltern nicht selten den Jungen, die Federscheiden zu öffnen. Sobald die Küken ihre Augen öffnen, werden sie durch das Verhalten ihrer Eltern auf diese geprägt. Die Küken schauen sich von ihren Eltern wichtige Verhaltensweisen ab, wie z.B. die Gefiederpflege, das Sozial- und Paarverhalten, ebenso die selbstständige Nahrungsaufnahme nach dem Verlassen des Nistkastens. Diese Zeitspanne vom Schlupf bis zur Selbstständigkeit, wo die Jungen abgegeben werden können, beträgt bei den meisten Papageienarten ca. 12 - 16 Wochen, bei großen Ara-Arten auch nicht selten bis zu 6 - 7 Monaten.

Was aber tun, wenn man gar keinen Nachwuchs haben möchte?

 

Oft wird empfohlen erst gar keinen Nistkasten anzubieten und meist hilft diese Maßnahme auch schon.

Es gibt aber Papageien, die sich dadurch nicht immer von ihrem Treiben abbringen lassen.

Manchmal wird sich ersatzweise z.B. einfach eine gemütliche Ecke unter einem Schrank gesucht oder manche Hennen legen ihre Eier auch einfach auf den Boden der Voliere. In diesem Fall ist es besser, der Henne einen Nistkasten anzubieten, damit sie einen festen geschützten Platz für ihre Eiablage aufsuchen kann.

Auch sollte man in diesem Fall niemals die Eier ersatzlos wegnehmen, da die Henne sogleich versuchen würde, dass Gelege wieder mit neuen Eiern aufzufüllen, wodurch sie nur geschwächt würde.

Entweder man tauscht die Eier gegen Kunsteier aus oder man nimmt je das frisch gelegte Ei kurz raus, kocht es ab und legt es nach dem Abkühlen wieder unter. Auf diese Weise kann sich erst gar kein Embryo im Ei entwickeln.

Dann sollte man die Henne ruhig ihre Brutzeit auf dem Gelege absitzen lassen. Meist gibt die Henne das Gelege von selbst auf, wenn der Zeitpunkt des Schlupfes überschritten ist.

Eindämmen kann man den Bruttrieb oft ebenfalls mit Verkürzung der Tageslichtdauer durch entsprechende Verdunklung des Raumes und Senkung der Raumtemperatur (Vorgaukeln einer unpassenden, kühleren Jahreszeit).

Ebenso spielt die Fütterung von Bruttrieb fördernden Futtermitteln, wie z.B. Eifutter oder Keimfutter, eine Rolle. Bei zur Brutlust neigenden Tieren sollte man damit sparsam sein oder sie ganz weglassen.

bottom of page